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Sa., 2. Januar 2021

GROSSVATERS LETZTE GESCHICHTE


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In den heutigen Zeiten, wo Corona alle Nachrichten dominiert und jeden Tag neue Ansteckungszahlen und Todeszahlen publiziert werden, ist jede-r aufgefordert, sich mit dem Thema TOD zu befassen. Doch: Wie umgehen damit? Was den Kindern erzählen dazu?

Die folgende Geschichte erzählt sehr schön und fein von einem kleinen Kind, das dem Tod begegnet, und getröstet und zuversichtlich ahnt, dass das Leben weitergeht...

 

Kategorie: Startseite
Erstellt von: eheimlicher

Grossvaters letzte Geschichte

von Georg Dreissig

Mein Grossvater erzählte uns Kindern viele Geschichten, und deshalb liebten wir ihn sehr, und weil er unser Grossvater war. Doch eines Tages - ich war damals noch recht klein, erinnere mich an den Augenblick aber noch genau - nahm meine Mutter uns Kinder beiseite und sagte zu uns: "Ihr müsst sehr leise sein, und ihr dürft nicht zu Grossvater hineingehen, denn er ist sehr, sehr krank." Weil sie "sehr, sehr krank" sagte, fühlte selbst ich, obwohl ich so klein war, dass diese Krankheit ernst war. So liefen wir nur noch auf Zehenspitzen herum und sprachen niemals laut und lachten nicht für eine Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam.

Aber eines Tages hatte unsere Mutter besondere Neuigkeiten für uns. "Wenn ihr euch alle wie Engel benehmen könnt", sagte sie, "dürft ihr zu Grossvater hereinkommen. Er möchte euch sehen." Wir versuchten unser Bestes und folgten ihr. Grossvater sass in seinem Bett mit vielen Kissen gestützt und sah immer noch recht schwach aus. Aber er lächelte uns aus seinen guten braunen Augen zu und winkte uns mit der Hand nahe zu sich heran. Als wir auf seiner Bettkante sassen, legte er seine zerbrechliche Hand auf meine Schulter, und nachdem er eine Weile gesonnen hatte, begann er, sehr leise und ruhig zu sprechen. Und das ist die Geschichte, die er uns erzählte:

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